Juden in Neustadt

Das Wappen von Neustadt * Wikipedia Creat. Commons

 

Juden waren in Neustadt nur vereinzelt ansässig. Neustadt rückt erst mit der Katastrophe der "Kap Arcona", bei der im Jahre 1945 7000 Tote, darunter etwa 100 Juden, zu beklagen sind, in das Licht der Öffentlichkeit.

"Angesichts der vorrückenden aliierten Truppen räumte die SS im Frühjahr das KZ Neuengamme und trieb mehrere tausend Insassen nach  Neustadt in Holstein, wo mehrere nicht oder eingeschränkt betriebsbereite Schiffe auf Reede lagen. Zu den Häftlingen aus Neuengamme kamen noch Todesmärsche aus verschiedenen anderen Lagen, insgesamt kamen bis zu 10000 zusammen, von denen die Mehrzahl auf die Schiffe getrieben wurden. Allein auf das Passagierschiff ‚Cap Arcona’ - ausgelegt für weniger als 2000 Passagiere und Mannschaften - wurden wenigstens 4500 Menschen gepfercht, auf insgesamt drei Schiffen waren es wohl 9-10000. Vermutlich plante die SS, diese Schiffe zu versenken, aber dazu kam es nicht. Am 3. Mai 1945 wurden sie von Bombern der RAF angegriffen in der irrigen Annahme, es handele sich um Fluchtschiffe für NS-Größen mit dem Ziel Norwegen, das noch nicht befreit war. Die ‚Cap Arcona’ und ein weiteres Schiff sanken, das dritte Schiff im Hafen von Neustadt wurde nur leicht beschädigt, Nur wenige Häftlinge konnten sich schwimmend durch das eisige Wasser retten.

Die Toten wurden an der Küste in Massengräbern bestattet, über ihren Gräbern steht ein Gedenkstein mit der Zahl ‚7000’ und einer Liste der Nationalitäten der hier begrabenen, darunter (rechte Spalte, zweite Zeile von unten) in hebräischen Lettern ‚Yehudim’.

Andere Opfer wurden in Neustadt selbst begraben, auf dem allgemeinen Friedhof wurde ein jüdischer Bereich eingerichtet, den rituellen Geboten entsprechend durch einen Zaun von diesem getrennt. Hier wurden etwa 100 Menschen begraben, neben Opfern von den versenkten Schiffen ehemalige Häftlinge, die nach ihrer Befreiung an den Folgen der KZ-Haft verstarben, dazu einige, die im DP-Lager Neustadt starben. Die letzten Gräber datieren von 1947.

Dem Eingang gegenüber steht ein Gedenkstein, links davon wurden die Frauen begraben, rechts die Männer. Im hintersten Teil befindet sich im Frauenteil eine Gräberreihe, im Männerteil eine Gräbergruppe, in der auf den Grabsteinen keine Namen, sondern nur die KZ-Nummern angegeben sind. Es sind wohl ‚Cap Arcona’-Opfer, bei denen der einzige Identitätshinweis die tätowierte Häftlingsnummer war."  Dr. Hans-Peter Laqueur

 

Link zu einem Artikel über die Todesmärsche in Ostholstein