Jüdisches Leben im Heimbachtal

Auf dem Friedhof * Fotos Dietrich Bösenberg, Donauwörth

 

Dass Oberheimbach, im Kreis Mainz-Bingen gelegen, einen eigenen jüdischen Friedhof besitzt, der nach früheren Zeugnissen schon vor 1750 angelegt worden sein müsste, deutet auf ein reges religiöses und weltliches Leben der jüdischen Bewohner hin. Sicherlich hatten sich die Judensiedlungen in der Umgebung, d.h. Bacharach, Steeg, Niederheimbach und Oberheimbach zu einer Gemeinde zusammengetan, wie es für die 1920er Jahre belegt ist. Das Dorf-Familienbuch gibt Auskunft darüber, dass hier schon im frühen 18. Jahrhundert Juden gelebt und gearbeitet haben. So hat der Viehhändler Moises Dreydel 1779 hier geheiratet. Der Matratzenmacher Abraham Wolff, geboren 1730, ist ein früher Angehöriger einer langen Reihe von Nachkommen seines Namens, die bis in das 20. Jahrhundert reicht. Und die Familien Baer, Eichberg, Grünebaum und Wohlgemuth sind im Ort über lange Zeiträume anzutreffen. Sie waren meist als Kaufleute tätig, aber auch als Winzer.

Vorhandene Statistiken der hier wohnenden Juden zeigen folgendes Bild:

1808 1817 1858 1895 1925  
20 19 45 30 3 Personen

Der Rückgang ist wohl auf Gründe wie Tod oder Wegzug zurückzuführen. Zeitzeugen berichten, dass auch in der NS-Zeit die Dorfgemeinschaft sich tolerant gegenüber den jüdischen Mitbürgern verhalten hat. Auch hat der jüdische Friedhof anscheinend in dieser Zeit keine Beschädigungen oder gar Verwüstungen erlitten. (Dies geschah erst einmal in neuerer Zeit, als vermutlich Jugendliche Grabsteine umwarfen).

Nur ganz wenige Informationen über das Geschehen in der Gemeinde sind in den Archiven zu finden. So wurde 1852 von der Gemeindeverwaltung abgelehnt, Geldmittel aus dem Gemeindevermögen zur Restaurierung der Synagoge zur Verfügung zu stellen. Eine Beschwerde bei der Regierung war dann ebenfalls nicht erfolgreich. Die vermutlich schon im 19. Jahrhundert oder davor entstandene Synagoge  befand sich in einem Haus in der Judengasse, wo in den ersten Jahren des 20. Jh. ausser dem eigentlichen Kultraum eine Schlafgelegenheit für durchziehende Juden sowie eine “Handlung” eingerichtet war. Später war das Gebäude in schlechtem Zustand, wurde verkauft und dann abgerissen.