Der jüdische Friedhof von Städtel

 

Der einstigen Bedeutung der Gemeinde entspricht auch ihr Friedhof, der auf das Jahr 1771 zurückgeht. Er ist der größte jüdische Landfriedhof in Schlesien, auf einer Fläche von ca. 0,36 ha zählt man heute 239 Grabstätten, davon ca. 30% mit umgestürzten, teilweise auch zerbrochenen Grabsteinen. Dem ehemaligen Friedhofseingang gleich gegenüber liegt das Grab des Rabbis. Dieses wollte ich besuchen und den Ort seines Wirkens kennenlernen, und fuhr dazu im Sommer 1995 nach Polen.

Das Auffinden des Friedhofes gestaltete sich schwierig: Zunächst galt es, im Dorf jemanden zu finden, dem ich mich verständlich machen und der mir Auskunft geben konnte. Ein junger Mann meinte, meinen Wunsch verstanden zu haben und führte mich – zum katholischen Kirchhof … Da sein Englisch ziemlich begrenzt war, zog er seine etwa 6-jährigen Bruder hinzu, der die Sprache weit besser konnte und mein Anliegen übersetzte. Nach etlichen Rückfragen bei älteren Dorfbewohnern wußte er den Weg, vom Dorfrand aus etwa 1 km über einen Feldweg (der eigentlich nur für Traktoren befahrbar ist) bis an den Waldrand. Hinter den ersten Bäumen lag der Friedhof, von Gras und Unterholz völlig überwuchert, die Steine dick vermoost.

Spuren von Vandalisierung waren nicht zu erkennen, jedoch erfuhr die Friedhofsruhe eine sehr nachhaltige Störung, als hier – wohl Anfang 1945 –  gekämpft wurde. Einige durchschossene Grabsteine, so auch der des Rabbi David b. Eliezer,  zeugen davon..

 

 

 

 

Fotos: Dr. Hans-Peter Laqueur