Juden in Breslau
In Schlesien sind jüdische Ansiedelungen schon im 12. Jahrhundert bekannt. In Breslau zeugt ein Grabstein eines jüdischen Kantors aus dem Jahr 1203 von der Existenz einer jüdischen Gemeinde schon im Mittelalter. Die günstige Lage Breslaus an einem Oderübergang, wo sich Handelsstraßen von Süd nach Nord und von West nach Ost kreuzten, hatte u.a. jüdische Kaufleute angelockt.
Im 13. und 14. Jahrhundert erlitten die ansässigen Juden vielfache Verfolgungen, als Vorwand diente meistens der Ausbruch der Pest oder angebliche Hostienschändungen. Trotz zeitweiser vollständiger Vertreibung entstanden immer wieder neue Gemeinden, die im Laufe der Zeit mehrere Synagogen, ein rituelles Bad und einen Friedhof besaßen.
Nach der 1492 mit kaiserlicher Billigung angeordneten Vertreibung aller Juden aus Breslau und den meisten schlesischen Städten kam es erst zu preußischer Zeit ab 1741 wieder zur Gemeindebildung. Es folgte eine für die Gesamtsituation der Juden in Schlesien günstige Organisation der Gemeinden. Immerhin lebten 1791 rund 9.000 Juden in vier Gemeinden - Breslau, Glogau, Zülz und der sog. Landgemeinde. Wirtschaftliche Interessen des Königreichs Preußen führten zu Zugeständnissen an die jüdische Bevölkerung, insbesondere für reiche Fabrikanten, Banken usw. Auch die Errichtung von Schulen gelang den Breslauer Juden.
Das Emanzipationsedikt 1812 bedeutete für die Juden in Preussen Zugang zu den allgemeinen bürgerlichen Rechten und die Möglichkeit der Erlangung des Staatsbürgerrechts. Die preußische Provinz Schlesien war weiterhin von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Die preußischen Könige und ihre Beamten förderten wichtige Unternehmer - Persönlichkeiten und bedeutende Familien. Bankiers, Industrielle im Textil- und Montanbereich sowie auch Gelehrte und Ärzte waren angesehene und einflussreiche Bürger.
Der Nationalsozialismus brachte das brutale Ende der jüdischen Bevölkerung Schlesiens. Synagogen, Schulen und sonstige jüdische Einrichtungen wurden zerstört, die verbliebenen jüdischen Einwohner Breslaus fast vollständig deportiert und in den Konzentrationslagern ermordet.
Nach dem 2. Weltkrieg entstand im nunmehr polnischen Wroclaw eine neue Gemeinde polnischer Juden. Die ehemalige “Storch-Synagoge” sowie ein 1902 angelegter neuer Friedhof werden heute wieder benutzt.
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