Jüdisches Leben in Sonsbeck

 

Im Jahre 1432, kurz nach der Erteilung der Stadtrechte von Sonsbeck, durfte sich der erste Jude, Ysaak von Broikelen, in der Stadt niederlassen. In den folgenden Jahrhunderten wurde nur einzelnen Juden mit ihren Familien für begrenzte Zeit das Wohnrecht, verbunden mit dem Recht, Geschäfte zu machen, erteilt. Meist waren die Juden als Geschäftsleute, Geldwechsler und Geldverleiher, aber auch gelegentlich als Metzger tätig.

Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts kann man, wohl im Zuge einer allgemeinen Liberalisierung gegenüber Juden, eine Gemeinde von etwa 20 Personen, Kaufleute, Viktualienhändler, Handwerker, Pferdehändler und sonstige Handwerker, nachweisen.

Eine Synagoge hat es in Sonsbeck nie gegeben, dafür war die Zahl der Gemeindemitglieder zu gering. Maximal gab es 57 Juden in Sonsbeck, die zunächst in Geldern und ab 1931 in Alpen zur Synagoge gingen. In der Gemeinde gab es jedoch einen Betsaal, der sich in der Hochstrasse 31 in einem heute abgerissenen Anbau befand. Wahrscheinlich hat sich ein zweiter Betsaal in der Hochstrasse 83 befunden. Von den jeweiligen Häusern finden sich keine Spuren mehr.

Seit 1881 bestand eine jüdische Schule im Ort, Lehrer waren Moses Meyer, dann Levi Zimmermann. Sie waren beide auch Religionslehrer, Vorbeter und Schächter der jüdischen Gemeinde Sonsbeck.

Die Juden waren in Sonsbeck gut in das Gemeindeleben integriert. Sie gehörten in Einzelfällen zu den wohlhabenderen Bürgern, die aufgrund der guten Einkommen wählen durften. Sie hatten gelegentlich bedeutende Stellungen in der Gemeinde Sonsbeck inne.

Jüdische Handelsbezeichnungen haben sich auf dem Sonsbecker Schweinemarkt bei den Viehhändlern als jiddische Ausdrücke bis in das 20. Jahrhundert gehalten:

Jutt = zehn; memm = 40; tischem = 90 ; mai = 100 ;

Chasser = Schwein ; Raufer = Tierarzt ; besoll = billig ; jauker = teuer ;

Schuck = Geld ; Joi = Frau ; joofel = schön.