Sonsbeck

 

Einen jüdischen Friedhof gab es ab 1734 in der Gegend Filderstrasse / Gartenstrasse 38. Der Friedhof wurde durch die Strasse überbaut. Erinnerungen an den Friedhof sind jedoch bei der älteren Bevölkerung noch lebendig. Die Grabmale sind schon seit längerer Zeit verschwunden.

Um 1834 wurde der alte Friedhof aufgegeben und der neue Friedhof an der Xantener Strasse benutzt. Man erreicht den Friedhof über die Dohlenstrasse von der Xantener Strasse aus. Man findet auf dem gepflegten Friedhof 31 Grabsteine. Aus dem Jahre 1844 datiert der älteste Grabstein, der jüngste von 1937 von Alex Hartog.

Viele der Steine sind stark verwittert, zum Teil sind Fragmente abgeplatzt. Die Platten sind zum Teil stark bemoost, die Inschriften oft nur schwer zu entziffern. Die Form und Ausführung der Grabsteine ist typisch für die Zeit von Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur NS – Zeit. Während die alten Steine noch die typische schlichte Form aufweisen und in der Regel nur aus Sandstein gearbeitet sind, findet sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine zunehmender Vielfalt in der Grabmalgestaltung und der Einfluss moderner Kunststile und Moden. Innerhalb der jüdischen Gemeinden häuften sich seit Ende des 19. Jahrhunderts Stimmen, die eine Rückbesinnung auf die traditionellen jüdischen Grabmalformen forderten. Und häufig nehmen gerade die jüngsten Grabsteine eines Friedhofs, vor allem seit der NS-Zeit, die schlichten Formen alter jüdischer Grabsteine wieder auf. (N.Hüttenmeister)

Schicksalsjahre

Ihren Höhepunkt erreichte die jüdische Gemeinde in Sonsbeck um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Ab 1890 ging die jüdische Bevölkerung deutlich zurück, möglicherweise als Folge der so genannten Buschhoff – Affäre in Xanten. In Xanten wurde ein christliches Kind mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Sofort wurde der jüdische Metzger Buschhoff verdächtigt, das Kind geschächtet zu haben, um das Blut bei religiösen Riten zu verwenden.

Die Unkenntnis jüdischer Riten mag man der Bevölkerung nachsehen, aber bei der Aufarbeitung der Tat wurden alle Vorurteile im Hinblick auf Ritualmorde auch von höchsten Stellen bedient. Obwohl der Metzger ein nicht zu erschütterndes Alibi hatte, wurde das Verfahren tendenziös und einseitig geführt. Die christlichen Kirchen haben sich durch Aufrufe zu Hass und Gewalt in barbarischer Weise hervorgetan.

Der Metzger Buschhoff wurde nach mehreren langen Verfahren, nach Abbrennen seines Hauses und persönlicher Verfolgungen, freigesprochen. Er starb wenig später als gebrochener Mann.

Die letzten jüdischen Bewohner von Sonsbeck waren Albert und Rieke Markus. Ihr Haus befand sich auf der Marktstrasse.

Albert und Rieke Markus wollten nach Südamerika emigrieren. Sie konnten nicht mehr ausreisen. Sie wurden am 11. Dezember 1941 vom Schlachthof Düsseldorf aus nach Riga deportiert und ermordet. Die Kinder konnten sich im Ausland in Sicherheit bringen.

Von der Gemeinde Sonsbeck gestifteter Gedenkstein für das Ehepaar Marcus
Grabstein des letzten hier beerdigten jüdischen Mitbürgers Alex Hartog