Der jüdische Friedhof in Krudenburg

 

Der jüdische Friedhof von Krudenburg liegt versteckt am nördlichen Ende des Dorfes in Richtung Drevenack. Man verlässt die L1 in Richtung Krudenburg und biegt etwa 50 Meter hinter einem buntbemalten Trafohäuschen nach rechts in den Krudenburgerweg ein. Nach ca. 50 Metern sieht man auf der linken Seite etwas erhöht den Friedhof.

Dieser jüdische Friedhof weist eine Besonderheit auf. Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts aufgestellten jüdischen Grabsteine sind nicht mehr vorhanden. Es existiert nur noch eine Gedenktafel, die von Nachfahren der hier bestatteten Juden 1961 errichtet wurde.

Ausserdem steht auf dem Friedhof noch ein Grabstein. Er erinnert an getötete und hier begrabene Soldaten. Im März 1920 kam es bei den Kämpfen zwischen Reichswehr und kommunistischen Verbänden zu blutigen Auseinandersetzungen an der Lippe in Krudenburg. Es wurden viele Soldaten getötet. Da die umliegenden Gemeinden sich weigerten, die Aufständischen zu beerdigen, wurden sieben von ihnen auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt.

Die Inschrift erinnert an zwei namentlich bekannte und fünf unbekannte Tote, die hier beerdigt sind.

Auf die Tatsache, dass man hier eine jüdische Begräbnisstätte benutzte und damit religiöse Gefühle von Juden verletzte, wurde keine Rücksicht genommen.

Einige Jahre später, 1925, beschwerte sich der Kölner Rabbiner Dr. Wolf über die „Fremdbelegung“ des jüdischen Friedhofs Krudenburg. Zu diesem Zeitpunkt waren jedenfalls noch die alten jüdischen Grabsteine vorhanden, denn der Rabbiner beschwert sich über die Aufstellung einer Gedenktafel für die Spartakisten zwischen den Grabsteinen. (GAS 2017), B_L Drev. Chronik 1992)

Eine Exhumierung der Toten wurde angedacht. Nach Protesten linker Gruppen, die eine Exhumierung als „Kulturschande“ bezeichneten, ließ die Behörde es bei dem jetzigen Zustand.

Wann die jüdischen Grabsteine genau entfernt wurden und wohin sie gebracht wurden, bleibt ungewiss. Zwei Anwohner, die ich bereits 1982 befragt habe und die sich klar an die damalige Zeit erinnern konnten (Anna Beuger, Paul Amerkamp), waren sich sicher, dass auf dem Friedhof sieben jüdische Grabsteine standen, die vor 1930 entfernt wurden.

Das Schicksal dieser Grabsteine wird wohl nicht mehr zu klären sein.

Ein Nachfahre der hier bestatteten Familie Wolf hat in den frühen sechziger Jahren den jetzigen Gedenkstein aufstellen lassen.
Der Friedhof geriet im letzten Weltkrieg in Vergessenheit und wurde nach dem Krieg eher zufällig bei Flurbereinigungen „wiederentdeckt“. Seither wird er von der Gemeinde Hünxe und der jüdischen Kultusgemeinde betreut.

Beerdigungen haben seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr stattgefunden.