Jüdisches Leben in Krefeld

 

Die Zuwanderung jüdischer Familien nach Krefeld begann zögerlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Familien stark an. Die wirtschaftliche Lage war ausgezeichnet, es finden sich einige Bankinhaber, Kaufleute und Seidenfabrikanten. Einige Villen von jüdischen Bürgern sind erhalten und zeugen vom Reichtum und Kunstverständnis der Besitzer.

Bis zum Jahre 1925 war die Zahl der Krefelder Juden auf 1600 Köpfe angewachsen. Das lag nicht zuletzt daran, dass sich Krefeld als ein Hort der Toleranz verstand und man sich in der Stadt für die Gleichberechtigung der Juden einsetzte. Entsprechend waren viele jüdische Bürger am ökonomischen Aufstieg Krefelds beteiligt und nahmen am öffentlichen Leben teil.

Im Jahre 1764 wurde die erste Synagoge eingeweiht, 1853 die große Synagoge an der Peterstrasse. Sie wurde als großer klassizistischer Prachtbau errichtet und in der Folgezeit mehrfach umgebaut. Die Synagoge wurde bei den Novemberpogromen des Jahres 1938 zerstört. Ein Mahnmal erinnert an den Synagogenbau. Einige der alten Einrichtungsgegenstände und Kultgeräte sind erhalten geblieben. Die kleine orthodoxe Gemeinde hatte ein eigenes Bethaus in der Lindenstraße.

Im Stadtteil Linn wurde nach einer großen Geldspende eine eigene Synagoge errichtet, obwohl die wenigen Linner Juden den Bau nicht unterhalten konnten. Auch diese Synagoge wurde im November 1938 zerstört. Heute erinnert nur noch eine Bodenplatte an den Bau.

Der Stadtteil Fischeln hatte nur einige jüdische Einwohner. Sie besuchten die Synagoge in Krefeld Linn und wurden auch auf dem dortigen Friedhof begraben.

Die Gemeinde in Krefeld Hüls zählte 1925 etwa 60 Personen. Sie besaß ein Bethaus, das bereits im 17. Jahrhundert erbaut, um 1850 aber wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Im Jahre 1883 erbaute man dann die Synagoge in der Klever Strasse. Die Synagoge wurde seit 1920 für Gottesdienste nicht mehr genutzt und abgerissen. An den Synagogenbau erinnert eine Gedenktafel.

Im Stadtteil Krefeld Uerdingen stand ein kleines Bethaus aus dem Jahre 1841. Die Gemeinde war orthodox, der Ritus ausschließlich in hebräischer Sprache und ohne Predigt.

Der Betsaal wurde 1938 zerstört, die Kult- und Einrichtungsgegenstände auf dem Marktplatz verbrannt. Der Anführer der Zerstörungen wurde zu 18 Monaten Gefängnis, seine Helfer zu Haftstrafen von 3 bis 6 Monaten verurteilt. Heute erinnert eine Gedenktafel an das Bethaus.

Viele Krefelder Juden wanderten in den Jahren bis 1942 aus, etwa 800 Menschen wurden verschleppt und ermordet.

Heute besteht in Krefeld wieder eine jüdische Gemeinde mit einer neu erbauten Synagoge. Die Zahl der Gemeindemitglieder beträgt etwa 1200 Personen. Die Gemeinde hat vom Zuzug von Juden aus den osteuropäischen Staaten profitiert.