Die Friedhöfe

 

Die jüdische Kultur benennt Friedhöfe mit unterschiedlichen Namen, “Haus der Ewigkeit” oder auch “Haus des Lebens” als Hinweis auf die Auferstehungs- und Lebenshoffnung. Im deutschen Sprachraum wurde auch der Begriff “Guter Ort” verwendet.

Jüdische Friedhöfe und ihre Gräber sind auf Ewigkeit angelegt und dürfen nicht neu belegt werden, was jedoch längst nicht immer verwirklichbar war.

Die äußere Gestalt der Friedhöfe, d.h. ihre Gesamtanlage, die Anordnung der Grabmäler - in Reihen, Gruppen oder auch nach zeitlichen Gesichtspunkten sowie auch die Gestaltung der Grabsteine sind abhängig von verschiedenen Einflüssen. Sowohl der Zeitpunkt der Errichtung als auch beispielsweise die stilistische Übernahme von Elementen aus der christlichen Bestattungskultur schlagen sich nieder. Geländebeschaffenheit und örtliche Traditionen spielen eine Rolle, nicht zuletzt auch bei der Ausrichtung des Grabes.

Geprägt ist das Bild der jüdischen Friedhöfe meist durch Grabmäler in Form von Stelen, also aufrecht stehenden Steinen in Hochformat. Daneben finden sich weitere Formen, wie Obelisken, Säulen, meist gebrochen, wie auch schräg liegende Blöcke oder Mehrfachgrabsteine. Als Material diente häufig der Sandstein, in jüngerer Zeit dann Granit und Basalt, auch Kalkgestein sowie in einigen Fällen sogar Marmor.
Als Abschluss der Grabsteine überwiegt die abgerundete oder auch gerade Form, dazu erscheinen Grabaufsätze in der verschiedensten Gestalten. (Verkürzter Auszug aus Brocke M./Müller Chr. Haus des Lebens, S. 18-29).

Die Friedhöfe am Niederrhein

Von den 2146 jüdischen Friedhöfen in Deutschland finden sich 150 „Gute Orte“ am Niederrhein. Die Friedhöfe in den grösseren Städten am Niederrhein reichen manchmal bis in das 18. Jahrhundert oder in einzelnen Fällen auch früher zurück. Dagegen sind die kleinen Friedhöfe am Niederrhein in der Regel den Landgemeinden zuzuordnen. Sie wurden oft zum Ende des 18. Jahrhunderts erstmalig belegt und um das Jahr 1900 oder wenig später wieder aufgegeben.

Die Friedhöfe und Bauwerke in den dazugehörigen Dörfern spiegeln jüdische Kultur wieder und geben Zeugnis von der Blütezeit jüdischen Wirkens. Jüdisches Leben und jüdische Kultur sind integraler Bestandteil deutscher Vergangenheit. Sie müssen erhalten werden und müssen in der Erinnerung lebendig bleiben.