Jüdisches Leben in Hannover

 

Im 13. Jahrhundert lassen sich erstmalig Juden in Hannover nachweisen. Im 14. Jahrhundert hat eine Gemeinde existiert, deren Mitglieder als Schutzjuden erheblichen Einschränkungen unterlagen.

Im Gefolge der Reformation kam es zu Gewalttaten gegen Juden. Sie zogen sich aus Hannover zurück und lebten in der damals noch selbständigen Calenberger Neustadt.

Einige Jahrhunderte später lebten wieder Juden in Hannover, allerdings mit erheblichen Einschränkungen. Zwar wurde im Jahre 1703 eine erste Synagoge gebaut, das jüdische Leben konnte aber nur im Verborgenen stattfinden.

Im Jahre 1842 wurden die Juden formal gleichberechtigt, unterlagen jedoch im täglichen Leben erheblichen Einschränkungen. Zu diesem Zeitpunkt lebten etwa 500  Juden in Hannover.

Die Neue Synagoge wurde 1870 in der Calenberger Neustadt errichtet.

Im Jahre 1893 wurde in Ahlem Israelitische Erziehungsanstalt, die spätere Israelitische Gartenbauschule Ahlem, eingeweiht.

Um 1900 lebten etwa 5000 Juden in Hannover. Sie waren zumeist erfolgreich, gehörten zum Teil der Oberschicht an und waren gesellschaftlich voll integriert.

Ab 1933 kam es zu barbarischen Verfolgungen. Viele Juden emigrierten.

 

Fotos G&W Heumann, Hünxe

Ein Ereignis verdient eine besondere Erwähnung:

„Am 28. Oktober 1938 wurden in Hannover 484 Juden polnischer Staatsangehörigkeit im Rahmen der „Polenaktion“ zusammen getrieben, im Saal des „Rusthauses“ (Burgstraße 30) gesammelt und vom Hauptbahnhof aus über die polnische Grenze ausgewiesen.

Unter den Ausgewiesenen befand sich auch die Familie Grünspan aus der Burgstraße 36. Der zweitälteste Sohn der Familie, Herschel Grünspan, befand sich zu diesem Zeitpunkt in Paris. Als er von der Vertreibung seiner Familie erfuhr, kaufte er sich am 7. November 1938 einen Revolver, fuhr in Paris zur deutschen Botschaft und tötete den dort zufällig anwesenden Legationsrat Ernst vom Rath mit mehreren Schüssen. Von den Nationalsozialisten wurde dies als „Anschlag des „Weltjudentums“ hochstilisiert. Überall im Deutschen Reich kam es am 9. November zu angeblich „spontanen Aktionen des Volkszornes“. Während der Novemberpogrome 1938 wurden Synagogen in Brand gesteckt, auch die Neue Synagoge in der Bergstraße. Sie brannte dabei aus,[5] später wurde sie gesprengt.“ (Wikipedia)

Ab 1941 wurden die Juden in 15 so genannten „Judenhäusern“ unter unvorstellbaren Bedingungen zusammengetrieben

Ende 1941 wurden die Juden in einem Sammellager  der Israelitischen Gartenbauschule zusammengepfercht und dann vom Bahnhof Fischerhof zur Vernichtung nach Riga, später auch nach Auschwitz, Theresienstadt und Warschau transportiert.

Nur wenige Menschen überlebten

Im Stadtgebiet von Hannover gab es ab 1943 KZ – Aussenlager, die Industriebetrieben angegliedert waren. In diesen Lagern mussten die Häftlinge unter schlechten Bedingungen arbeiten. Es gab in Hannover sieben Lager, die alle dem KZ Neuengamme angegliedert waren.

Im Jahre 1945 gab es noch etwa 100 Juden in Hannover.

Schon 1945 wurde eine jüdische Gemeinde, wenig später eine zweite, gegründet. So entwickelte sich langsam wieder jüdisches Leben in Hannover.

Heute bestehen vier jüdische Gemeinden mit 6200 Mitgliedern:

Der Jüdischen Gemeinde Hannover gehören etwa 5500 Mitglieder an. Die neue Synagoge in der Haeckelstrasse wurde 1963 gebaut, außerdem viele soziale Einrichtungen.

Die Liberale Jüdische Gemeinde Hannoverunterhält eine eigene Synagoge in Leinhausen, die Jüdisch-Sefardisch-Bucharische Gemeinde hat ebenfalls eine eigene Synagoge. Die Chassidisch Orthodoxen  Lubawitscher Juden haben ein Schulungszentrum in der Stadt.

Am Opernplatz erinnert ein Mahnmal an die ermordeten Juden.

Am ehemaligen Standort der Synagoge erinnert ein Mahnmal an die Geschichte und die begangenen Verbrechen.

Man findet in der Innenstadt zahlreiche Stolpersteine.

In dem Vorort Ahlem hat man eine zentrale Gedenkstätte für Hannover errichtet.

In Hannover sind einige berühmte Juden geboren oder haben hier gelebt, unter anderem Hannah Arendt.