Die Synagogen (Scole) Venedigs

In Venedig bestanden im Laufe der Jahre jüdische Gemeinden unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Gewohnheiten. Diese sog. Nationen erbauten im 16. Jahrhundert im Ghetto eigene Synagogen, genannt Scole (wie deutsch „Schul“). In den Jahren der maximalen Entwicklung der Gemeinden gab es bis zu neun Synagogen (1719). Heute existieren davon noch fünf, plus zwei Scolette..
Diese Synagogen fallen im Stadtbild kaum auf, da sie wegen des Verbots, Synagogen auf venezianischen Grundstücken zu bauen, entweder in der äußeren Gestalt von Wohnhäusern oder auf deren Dächern errichtet wurden.
Die Große Deutsche Synagoge (Grande Scola Todesca)
Die Große Deutsche Synagoge (aschkenasisch) wurde 1528/29 erbaut. Sie weist Trapezform auf, die sie einzigartig im Vergleich zu anderen rechteckigen Synagogen macht. Die Scola ist in der obersten Etage eines Gebäudes gelegen, erkennbar durch ihre fünf Fenster und eine hebräische Inschrift.
Die Canton Synagoge (Scola Canton )
Die 1532 errichtete Scola Canton (Name vielleicht nach einer Familie) gilt als eine der ältesten und bedeutendsten jüdischen Institutionen der Stadt. Sie ist von außen erkennbar durch eine Tafel in hebräischer Sprache über den beiden Fenstern und durch ihre Holzkuppel. Sie wurde Im Barockstil errichtet mit Anklängen an Rokoko.
Die italienische Synagoge (Scola italiana)

Errichtet 1575 von der Gemeinschaft der italienischen Juden (der ärmsten im Ghetto) ist sie die einfachste der Synagogen, aber auch die leuchtendste, dank ihrer fünf Fenster an der Südseite. Der Grundriss ist rechteckig, fast quadratisch. Die italienische Scola war sehr bedeutend, weil hier die Predigten des berühmten Rabbi Leone Modena stattfanden.
Die Levantiner Synagoge (Scola Levantina)

Die Levantiner Scola, im Jahre 1541 gegründet, wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts neu aufgebaut. Die Aufmerksamkeit des Besuchers wird durch die beiden zentralen Punkte gefangen: die reich verzierte und zugleich strenge 'Aron Ha Kodesh“ (ornamentaler Wandschrank, der die Tora-Rollen aufnimmt) in buntem Marmor und vor allem die kostspielig orientalisch gestaltete Kanzel, typisch für den Geschmack des 18. Jahrhunderts.
Die Spanische Synagoge (Scola Ponentina)
Gegründet in 1580 von der sephardischen Gemeinde der aus Spanien und Portugal im Jahre 1492 vertriebenen Juden, ist sie die eindrucksvollste der venezianischen Synagogen. Sie ist erkennbar durch ihre Glasfenster und eine große Holztür. Die Frauenempore hat eine ovale Form. Der Innenraum ist mit drei großen Kronleuchtern ausgestattet. Umgebaut um 1600 und restauriert um 1800 wird sie immer noch für Gottesdienste genutzt.