Ghetto in Venedig
Die pragmatische Haltung der Republik zu den jüdischen Einwohnern, bei der ideologische oder religiöse Motive keine wesentliche Rolle spielten, zeigt sich deutlich an der Gründungsgeschichte des Ghettos. Die häufig wechselnde Handhabung der Zulassung von Juden im Stadtgebiet, die zwischen Verweigerung, zeitlicher Begrenzung und Gewährung des Wohnrechts schwankte, wurde allen Beteiligten zunehmend unangenehmer. Deshalb wurde den Juden 1516 ein fester Wohnplatz auf der Insel Gheto zugewiesen, dem sog. Gheto novo. Sie hatte eine Fläche von ungefähr einem Hektar und war von den weiteren umliegenden Inseln durch Kanäle getrennt.
Der Name Gheto ist vermutlich von dem italienischen Ausdruck geto für Gießerei abgeleitet, der sich im Laufe der Zeit zu gheto oder ghetto lautlich verändert hat. Wahrscheinlicher Grund hierfür war die Ansiedlung der Juden im Stadtviertel der ungeliebten Eisengießer.
Die Erlaubnis, sich im Gheto novo niederzulassen, galt zunächst nur für die nordeuropäischen und italienischen Juden. Als infolge der Judenverfolgung in Spanien und Portugal Ende des 15. Jahrhunderts eine große Wanderungsbewegung von Juden von der iberischen Halbinsel in den gesamten Mittelmeerraum eintrat, kamen auch zahlreiche Juden auf dem Umweg über das östliche Mittelmeer (Levante) nach Venedig. Diesen als Levantiner bezeichneten Juden erlaubte man 1541 auf einem angrenzenden Areal zu wohnen. Das neue Ghetto hatte den Namen Gheto vecchio. Hier erhielten später auch orientalische Juden so wie die spanischen und portugiesischen Juden und Conversos Erlaubnis zur Ansiedelung.
Da die Wohnverhältnisse in diesen Ghettos außerordentlich beengt waren, baute man die Häuser immer mehr in die Höhe, während die Höhe der einzelnen Stockwerke immer mehr reduziert wurde.
1633 entstand schließlich das gheto novissimo, in dem sich großzügige Wohnhäuser und Paläste befanden und in dem vor allem spanische und portugiesische Juden wohnten.
Mit der Eroberung Venedigs durch Napoleon wurden die diskriminierenden Gesetze aufgehoben, die Tore des Ghettos wurden 1797 verbrannt und die Residenzpflicht aufgehoben.
Weitere Bilder vom Leben in den Ghettos
Zu Geschichte der Juden in der Seerepublik
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