Juden im Elsass

Jüdische Gemeinden sind im Elsass seit dem 12. Jahrhundert nachweisbar. Mit den Vertreibungen des 14. Jahrhunderts sank die Anzahl jüdischer Bewohner auf einige hundert Familien. Sie überlebten in kleinen Gemeinschaften über ganz Europa verstreut, das sich selbst aus unzähligen Herrschaften, Freien Reichsstädten und kirchlichen Ländereien zusammensetzte. Zu Ende des 15. Jahrhunderts wurde den Juden verboten, in den größeren Städten zu wohnen, was zur Entwicklung eines vorwiegend ländlich geprägten Judentums führte.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg lebten nur noch 1500 bis 2000 Juden in dem entvölkerten Gebiet. Ab Ende des 17. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl rasch an, am Vorabend der französischen Revolution stellten die Juden mit 20000 Einwohnern einen Bevölkerungsanteil von  3 % im Elsass. Das war etwa die Hälfte  aller jüdischen Bewohner im französischen Königreich, wo Juden nach den Ausweisungen von 1306 und 1394 vor allem in einverleibten Gebieten wie Lothringen, Burgund, Roussillion oder dem päpstlichen Avignon lebten.

Der Emanzipationserlass von 1791 machte es Juden möglich, sich an jedem Ort niederzulassen und alle Berufe auszuüben. Schließlich gewährte König Louis Philippe im Jahr 1831 den Juden die gleichen Rechte wie den Christen. Das elsässische Judentum war in erster Linie ländlich ausgerichtet, in dem elsässisches Jiddisch gesprochen wurde und die Bewohner eine tiefe religiöse Bindung aufwies.

Mit den neuen sozialen Aufstiegsmöglichkeiten während des zweiten französischen Kaiserreichs z. B. in Schule und Militär, setzte die Landflucht ein. In diese Zeit fiel auch die grosse Anziehung von Paris, die Auswanderung nach Afrika und Amerika und nach 1871 die Option für Frankreich. Seit dem Ersten Weltkrieg lebt die Mehrheit der Juden in den Städten.

Nach der Abtretung des Elsass an das neue Deutsche Reich kommen viele deutsche Juden ins Land, die auf wichtigen Gebieten, wie z. B. der Universität oder Industrie und Handel tätig sind. Nach 1918 steigt die Zahl der jüdischen Bevölkerung durch Zuzug von Juden aus Mittel- und Osteuropa leicht an. Nach dem Zweiten Weltkrieg ziehen viele Juden nach Israel. Sephardische Juden aus Nordafrika siedeln sich in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in den großen Städten des Elsass an. Die jüdische Kultur und ihre baulichen Zeugnisse bilden eine  wesentlichen Bestandteil der elsässischen Identität.

Im Elsass gibt es 68 jüdische Friedhöfe. Sie gehören zum grössten Teil den sog. Konsistorien. Es besteht ein großes Problem bezüglich ihrer Erhaltung, weil die ländlichen Gemeinden weitgehend verschwunden sind.(1)