Juden in London

West London Synagoge * Basher Eyre * CC BY-SA 2.0

 

Das East End war schon seit der frühen Neuzeit das Einfallstor in die Metropole für Flüchtling und Migranten, zunächst aus Europa, später aus der ganzen Welt. Vor Allem im 17. Jahrhundert ließen sich hier Hugenotten nieder, wegen ihres Glaubens in Frankreich verfolgt. Diverse französische Straßennamen in Whitechapel zeugen auch heute noch von dieser Besiedlung, und Häuser daran von dem Wohlstand, zu dem es manche von ihnen - insbesondere die Seidenweber - brachten.

Dieser Wohlstand und die fortschreitende Integration führten seit dem ausgehenden 18. Jhd. zum Wegzug der Hugenotten. An ihre Stelle traten  Juden, meist  aus Osteuropa, die vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. vor Pogromen und Verfolgung aus dem Zarenreich flüchteten. Auch ihnen gelang die Integration und der wirtschaftliche Aufstieg, um die Mitte des 20. Jhd. verließen sie das East End, heute sind die größten jüdischen Wohngebiete der Stadt nicht mehr östlich des Zentrums, sondern in seinem Norden, in Stadtteilen wie Golders Green, Hackney und Haringey.

Ihnen folgten Migranten aus der Karibik, vor allem aber aus Südasien, aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Britisch-Indien, und die beherrschen heute das Straßenbild in Whitechapel und Umgebung.

Ein Gebäude an der Ecke Fournier Street und Brick Lane steht exemplarisch für die Populationsgeschichte des East End. Errichtet wurde es 1743 als Neuve Église der Hugenotten. Nachdem sie es aufgegeben hatten wurde es 1809 zur Jews’ Chapel mit dem Ziel der Judenmission, aber bereits nach wenigen Jahren zeigte sich deren Erfolglosigkeit, und die Methodistische Gemeinde hielt fortan ihre Gottesdieste dort ab. 1897 schließlich wurde daraus die Synagoge Machzike HaDath litauischer orthoxer Juden. Nach deren Schliessung 1960 übernahmen es Muslime, überwiegend aus Bangladesch stammend, und führen es seit 1976 als London Jamme Masjid.

 

Seit der Wiederansiedlung der Juden in London im 17. Jahrhundert und bis in die Mitte des 20. war das Eastend ihr Zentrum gewesen, hier liegen ihre fünf ältesten Friedhöfe, anfangend mit dem Old Sephardic Cemetery an der Mile End Road von 1657 (nur ein Jahr nach ihrer Wiederzulassung!).