Der jüdische Friedhof in Potsdam

 

Die in Potsdam lebenden Juden wurden bis zum Jahre 1743 in Berlin, zum Teil auch in Beelitz bestattet. Durch das Anwachsen der jüdischen Bevölkerung entstand der Wunsch nach einen eigenen Friedhof in Potsdam. Diesem Ersuchen wurde am 28.10.1743 durch die Verwaltung der Stadt Potsdam stattgegeben. Auf dem Eichberg etwas ausserhalb der Stadt wurde ein zunächst kleiner Friedhof angelegt. Der Volksmund taufte diesen Hügel Judenberg. Im Jahre 1801 wurde er in Pfingstberg umbenannt. Durch das Wachstum der jüdischen Bevölkerung in Potsdam stieg die Nutzung des Friedhofs schneller als erwartet, sodass die Möglichkeit einer rituellen Bestattung kaum noch gegeben war. Daher wurde 1801 ein einfaches Leichenhaus errichtet und der Friedhof mit einer festen Mauer umgeben. Die aus Kostengründen zu leicht gebaute Mauer musste in den Folgejahren immer wieder repariert und ausgebessert werden, bis sie 1836 insgesamt erneuert wurde. Das Leichenhaus konnte 1856 durch einen Neubau ersetzt werden. Die heute genutzte Trauerhalle wurde 1910 auf dem inzwischen mehrfach erweiterten Friedhof erbaut. Zur gleichen Zeit entstand ein kleines Wohnhaus für den Friedhofsgärtner. Die Größe beträgt ca. 10.000 qm, ca. 600 Grabstellen sind vorhanden. 

Aus der Gestaltung Grabstätten bzw. der Grabsteine ist zu ersehen, dass die jüdischen Bürger einer breiten Bevölkerungsschicht angehörten. Gräber von Rabbinern, Kantoren, Beamte aller Klassen, Soldaten und Offiziere, Unternehmern, Bankiers und einfachen Bürgern sind zu finden.
Unter der nationalsozialistischen Herrschaft hat auch dieser Friedhof stark gelitten. So wurden zum Beispiel alle Gitter und Metallteile von den Gräbern entfernt und anderen Verwendungen zugeführt. Die letzte Bestattung datiert aus dem Jahre 1942. In der Pogromnacht 1938 wurden die Gebäude auf dem Friedhof schwer beschädigt und waren danach dem zunehmenden Verfall preisgegeben.

Nach Beendigung des Krieges übernahm die städtische Friedhofsverwaltung die Pflege und Verwaltung des jüdischen Friedhofs.Das Interesse an dieser Anlage war jedoch nicht sehr groß. So wurde die Trauerhalle als Lager für Parkbänke, Kohlen, Holz, Sarglager und ähnlichen genutzt. Erst 1988 begannen Lehrlinge aus dem Gartenbau- und Baukombinat und FDJ-Mitglieder mit Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten. Im Jahre 1990 nahm sich das Amt für Denkmalpflege des Friedhofs an und startete ein mehrjähriges Sanierungsprogramm. Unter anderem wurde die Friedhofsmauer erneuert und die Trauerhalle in ihrer ursprünglichen Form wieder hergestellt. Die offizielle Wiedereinweihung erfolgte am 30.06.1995.

Für die Opfer der Shoa wurde 2001 ein privat gestifteter Gedenkstein errichtet, „Zum Gedenken an die entehrten, deportierten und ermordeten sowie ihrer Heimat beraubten Juden aus der Stadt Potsdam und Umgebung“. Aufgeführt sind die Namen von Personen an die sich der Stifter persönlich erinnert.

Auf diesem jüdischen Friedhof kann die Entwicklung und Anpassung an den Zeitgeschmack bei der Gestaltung der Grabstätten nachvollzogen werden. Der traditionelle schlichte Sandstein wird nach und nach immer häufiger von Granitgrabsteinen abgelöst. Mit der Anlage von grösseren Familien- oder Wandgrabstätten sollte auch ein gewisser Wohlstand dokumentiert werden. In der jüdischen Tradition unüblich, ist in den letzten Jahrzehnten auch immer häufiger Grabschmuck auf den Gräbern zu sehen.

In den Jahren 1995 bis 2000 wurden mehrfach Anschläge auf diesen jüdischen Friedhof verübt. Trauriger Höhepunkt war der Brandanschlag auf die Trauerhalle, verübt am 08.01.2001, zu der sich eine rechtsradikale Gruppe bekannte. Die Täter konnten nicht ermittelt werden.

Wie aus einem Artikel der „Märkischen Allgemeinen“ vom 13.12.2011 zu erfahren ist wird der Friedhof in absehbarer Zeit voll belegt sein. Das Durchschnittsalter der Mitglieder der jüdischen Gemeinde ist sehr hoch und man rechnet mit durchschnittlich 10 Bestattungen pro Jahr. Somit dürfte der Friedhof im Jahre 2016 belegt sein. Daher bemüht man sich bereits intensiv um eine Erweiterung des Friedhofareals.

 

 

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Der Friedhof auf "Jewish Places"

Zu Quellen und Literatur