Die jüdischen Friedhöfe in Brandenburg an der Havel
Es soll hier bereits im Mittelalter einen jüdischen Friedhof gegeben haben, über den aber nichts Genaues in Erfahrung zu bringen war.
Ende des 15. Jahrhunderts wird ein „neuer“ jüdischer Friedhof erwähnt, also muss es auch einen „alten“ gegeben haben. Die Lage dieser Friedhöfe ist nicht mehr bekannt. Im 16. Jahrhundert wurden die Juden zweimal aus der Stadt vertrieben und die Friedhöfe eingeebnet.
Für das Ende des 17.Jahrhunderts wird wieder von einem jüdischen Friedhof vor dem Annenthor berichtet. Wie lange dieser Bestand hatte ist nicht belegt.
1747 wurde in der heutigen Geschwister-Scholl-Straße. ein neuer jüdischer Friedhof angelegt und geweiht. Ein Leichenhaus wurde 1770 errichtet und 1860 umgebaut. 1895 musste diese Halle einem repräsentativeren Neubau weichen. Im Zusammenhang mit der Schändung des Friedhofes 1938 wurde diese Leichenhalle zerstört. Die letzte beurkundete Beisetzung erfolgte Ende Dezember 1942.
Die dem Friedhof gegenüber liegenden Brennabor-Werke kauften im Januar 1945 der Stadt das Grundstück ab, die es im Dezember 1943 übernommen hatte; man wollte dort einen Werkssportplatz errichten. Dazu kam es jedoch nicht mehr.
Bei Bombenangriffen auf die Stadt Brandenburg/Havel im März und April 1945 wurde auch der jüdische Friedhof stark zerstört.
Der Friedhof an der Geschwister-Schollstr. vor 1938 und heutige Gedenktafel
Auf Drängen von einigen Überlebenden des Holocausts übernahm die Stadt die Verantwortung für den verwüsteten Friedhof und sorgte für die Errichtung einer Gedenkstätte. Diese konnte am 17. Juni 1951 der jüdischen Gemeinde übergeben werden. Eine Gedenktafel, an der dem Eingang gegenüberliegenden Seite, erinnert an die deportierten und ermordeten Juden währen der Nazi-Herrschaft. Auf den rechts und links daneben angeordneten Tafeln sind die Namen aller hier bestatteten Mitglieder der ehemaligen jüdischen Gemeinde aufgeführt und dokumentiert.
Friedhof auf dem Gelände des Asklepios Klinikums
Über diesen Friedhof ist noch weniger bekannt. Nur die folgende Notiz konnte ich auf der website der Stadt Brandenburg/Havel finden:
„Die Historiker Dr. Beatrice Falk und Dr. Friedrich Hauer, die sich seit Jahren mit der Aufarbeitung der Geschichte der Brandenburger Landesklinik beschäftigen und dabei auch vom neuen Träger der Einrichtung, dem Asklepios Fachklinikum Brandenburg, unterstützt werden, hatten aus den zur Verfügung stehenden Patientenakten und Sterbebüchern herausgefunden, dass auf diesem Friedhof 46 jüdische Anstaltspatienten begraben sind. Seit den 1920er Jahren gibt es diesen jüdischen Friedhof, die erste Bestattung fand 1922 statt, die letzte im Jahr 1941. Laut Aussage der Historiker handelt es sich bei den Bestatteten nicht um Opfer des nationalsozialistischen "Euthanasie"-Programms T4, sondern um jüdische Patienten jeden Alters, die in der Pflegeanstalt auf natürliche Weise gestorben sind.
Das Land Brandenburg stellte aus Mitteln der Pflegepauschale für jüdische Friedhöfe 3.500 Euro bereit, um die notwendigen Rekonstruktionsarbeiten des Gedenkareals zu finanzieren.
Der Friedhof auf dem Gelände des Asklepios-Klinikums
Fotos: Ruth und Heiner Knester