Jüdische Geschichte in Brandenburg

 

Vermutlich siedelten sich  einzelne Juden in diesem Gebiet schon im 8.. Jahrhundert an. Dokumente bezeugen ihre Anwesenheit  erst für das 13. Jahrhundert. Die ersten Juden, die in die Mark Brandenburg kamen, waren während der Kreuzzüge aus Frankreich und westdeutschen Gebieten vertrieben worden. Die Markgrafen von Brandenburg erteilten ihnen Schutzbriefe und förderten ihre Niederlassung. Trotzdem unterlagen die Juden wie in vielen anderen deutschen vielerlei Verfolgungen. So bezichtigte man sie beim Auftreten der Pest 1348 der Brunnenvergiftung, verbrannte ihre Häuser, tötete oder vertrieb sie. 

Als dann die Wirtschaft stagnierte, weil die jüdischen Kreditgeber fehlten, forderte Ludwig von Brandenburg 1352 die Juden zur Rückkehr auf. Allerdings mussten sie für ihr befristetes Aufenthaltsrecht hohe Gebühren entrichten. In der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts machte das städtische Bürgertum den Juden das Leben schwer, da es in ihnen lästige Konkurrenten sah. Beschuldigungen wie angebliche Hostienschändung als dienten als Vorwand, um Juden zu verfolgen, viele starben in Folterkammern oder wurden verbrannt.

Kurfürst Joachim II. (1505-1571) förderte die erneute Niederlassung von Juden in der Mark Brandenburg, da er für seinen Hof enormen Geldbedarf hatte. Vor allem wollte er den Handel mit Polen  beleben und die Münzstätten in Spandau mit dem erforderlichen Silber versorgen.  
In dieser Zeit vergrößerte sich der brandenburgische Staat insbesondere durch  den Erwerb des Herzogtums Preußen.

1671 entschloss sich der Große Kurfürst eine Anzahl wohlhabende jüdische Familien aus Wien aufzunehmen, damit sie die vom Dreißigjährigen Krieg entvölkerten Landstriche besiedelten. Der Kurfürst betrachtete Juden in erster Linie als Kaufleute, Händler und Geldverleiher und hoffte, dass diese auch die notwendigen Gelder mitbringen würden, um den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes anzukurbeln.

Ein Edikt aus dem Jahr 1685 erklärte Juden offiziell zu gleichberechtigten Bürgern und erlaubte ihnen erstmals den Besuch der Universität. Die Juden waren als Minderheit akzeptiert, zumindest von der Obrigkeit, weniger jedoch von der einheimischen Bevölkerung und den Kaufleuten und Zünften.

König Friedrich I. (1657-1713) schränkte die Rechte von Juden erheblich ein, verlängerte aber ihre Schutzbriefe gegen Gebühren in enormer Höhe. Unter Friedrich Wilhelm I., dem Soldatenkönig, wurde den Juden dauerhafter Aufenthalt gewährt. Der steigende Finanzbedarf der Herrscher machte die Erschließung neuer Steuerquellen notwendig.  Juden wurden zwar immer noch primär unter dem Aspekt der Nützlichkeit gesehen, doch akzeptierte man sie in gewissem Maße allmählich auch als Gesprächspartner.

König Friedrich II. war zwar tolerant in religiösen Dingen erklärte 1740, dass in seinem Staat jeder "nach seiner Fasson selig werden" könne, aber gegenüber seinen jüdischen Untertanen war er unduldsam und voller Vorurteile. Sie waren nur geduldet und vielerlei Rechtsbeschränkungen unterworfen. 
In Berlin lebten etwa dreihundert Hofjuden, denen  es recht gut ging und auch für die kleineren Gemeinden in Brandenburg begann schließlich eine Art Blütezeit.

Anfang des 19.Jahrhunderts schien nach den napoleonischen Kriegen die verfassungsrechtliche Gleichstellung zunächst gesichert. Vor allem wurden seit dem Edikt von 1812 sämtliche Juden als Staatsbürger anerkannt, mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten. Sie hatten Niederlassungsfreiheit und das Recht, akademische Schul-, Lehr- und Gemeindeämter zu bekleiden. 1822 wurde das Recht zur Bekleidung eines Lehramtes wieder aufgehoben, später folgte die Verordnung, ein Jude könne nicht Bürgermeister werden. Die volle staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden erfolgte erst 1869. 
Auch auf jüdischer Seite bemühten sich viele, an die Bewegung der Aufklärung Anschluss zu finden, darunter der bedeutende Vertreter der jüdischen Aufklärung Moses Mendelssohn (1729-1786). 
Eine grundsätzlich neue Entwicklung innerhalb der jüdischen Bevölkerung und auch in den Beziehungen zwischen Juden und Christen zeichnete sich in Preußen seit der Mitte des 18.Jahrhunderts ab. Nach der Emanzipation verband sich die Eingliederung der jüdischen Bevölkerung in die Gesellschaft mit einem schnellen Aufstieg und führte zu wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Höchstleistungen.

Die zunehmende Integration und Assimilation der Juden in die deutsche Gesellschaft fand aber auch ein antisemitisches Echo. 
Durch die Machtübernahme der Nazis im Jahr 1933 erfolgte ein radikaler Absturz und schließlich das Ende jüdischen Lebens in Brandenburg-Preussen. Nur wenige Brandenburger jüdischen Glaubens hatten den Holocaust überlebt und noch weniger waren in ihre alte Heimat zurückkehrt.    


Zu Quellen und Literatur

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