Der jüdische Friedhof von Walsdorf

Das Tahara - Haus * Fotos: Franziska Boger, 2018

 

„Der Eingang zum ewigen Leben ist dies, es schwingen die Seelen zum Paradies, die Hüllen schlummern in Gräbern süß.“ Diese Inschrift ist wie eine Einladung direkt auf der rechten Sandsteinsäule des Eingangstores zu lesen

Der 1529 erstmalig urkundlich erwähnte Friedhof wurde von verschieden jüdischen Gemeinden gemeinschaftlich aus dem Grundbesitz der Crailshaimer erworben und, wie der Boden der meisten jüdischen Begräbnissorte, als „unfruchtbarer, steiniger Hügel“ beschrieben. Er wurde im Jahr 1719 erweitert, wobei die heutigen Grenzen vermutlich 1887 festgelegt wurden. Der Friedhof ist einer der ältesten und bedeutendsten Grabstätten der Region und umfasst ca. 7.ooo qm und ungefähr 1084 Grabsteine. Der älteste soll dabei noch aus dem Jahr 1632 stammen. Die zeitlich am weitesten zurückreichenden Grabsteine liegen direkt vor dem Taharahaus, rechts neben der Eingangspforte, während die jüngeren sich am unteren Ende des Hohlweges befinden. Die historische Bedeutsamkeit macht sich 1939 der Reichsführer zu Nutzen, als er in einer Rede sagte: „Walsdorf...Eine besondere Sehenswürdigkeit Walsdorfs ist der im Südw. des Ortes gelegene Judenfriedhof, der bereits um 1529 urkundlich erschien. (...) Dieser Judenfriedhof gilt ein beredtes Zeugnis dafür, wie bereits im Mittelalter die Juden es verstanden haben, sich in das Leben unseres Volkes hineinzudrängen(...)“[1] Nicht nur die Verstorbenen aus Walsdorf wurden dort begraben, auch Juden aus Burgebrach, Bischberg, Grasmannsdorf, Lisberg, Reichsmannsdorf, Trabelsdorf, Turnstadt, Viereth, Frensdorf und Klomsdorf fanden hier ihre letzte Ruhe. Auch Bamberger Juden wurden bis zum Jahr 1851 in Walsdorf bestattet, bis der „neue“ Friedhof Bambergs begründet wurde

Nicht nur das seltene Taharahaus (das Haus der traditionellen Waschung) ist eine Besonderheit des Gräberfeldes, sondern auch die selten vorkommenden, speziellen Symbole der Grabsteine. So geben die Uhren, die auf einigen Grabsteinen vorkommen, unterschiedliche Uhrzeiten wieder. Der Vermutung nach zeigen sie die Todesstunde des Verstorbenen. Auch das Motiv des Baumes ist eher selten. Es erinnert an den „Lebensbaum“, der in verschiedenen Kulturen, in verschiedenen Zeiten die Verbindung von Himmel und Erde repräsentierte. Besonders bekannt ist der Totenacker für das gut erhaltene Motiv der betenden Hände, die die Hände des segnenden Geschlechts Aaron repräsentieren, welcher, zusammen mit seinen Söhnen, zu Priester geweiht wurde (vgl. 2. Mose, Kap. 28 und 29, und Kap. 8) und das Volk Israel sagte (Vgl. 4. Mose 6,24-27).

Das Taharahaus

Das Fachwerkgebäude wurde im Jahr 1742 errichtet und Mitte der 1990er Jahre saniert. Das Haus bietet Räume, die zur Waschung und Vorbereitung des Verstorbenen dienen. Ein Steintisch zur eigentlichen Tahara, ein Ofen zur Erwärmung des Wassers sowie ein Brunnen, Lagerräume und Aufenthaltsräume für die entsprechende Trauergemeinde sind in dem Gebäude zu finden.[2]

Text: Franziska Boger, 10-2018

 

[1]

Fotos: Franziska Boger, 2018