Der Friedhof in Binswangen

 

Nach jahrelangen Verhandlungen war es den Binswanger Juden 1663 endlich gelungen, vom obersten Landesherren ein Gelände zur Anlage eines Friedhofes zu kaufen, gelegen an der Strasse nach Wertingen und gleichzeitig auf der Flur dieses Nachbarortes. Auch danach waren noch immer Streitigkeiten mit Gegnern der Friedhofserrichtung und der notwendigen Einfriedung zu bestehen, meist mit dem Ergebnis erheblicher Zahlungsverpflichtungen: Grundsteuer, Bestattungsgeld für jeden Toten, Ablösung von Ansprüchen, Pflege des Friedhofes, Kosten der Errichtung einer Ummauerung. 

Schon 50 Jahre später war eine Vergrösserung des Friedhofes nötig geworden, die aber erst 1761 durchgesetzt werden konnte.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde der Friedhof mehrfach geschändet und dabei viele Grabsteine zerschlagen und zweckentfremdet. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die übrig gebliebenen Steine wieder aufgestellt, jedoch konnten sie den ursprünglichen Begräbnisstellen nicht mehr zugeordnet werden. Wo einst mehrere hundert Grabsteine standen, findet man heute noch 65. Teilweise sind sie gruppiert worden, meist jedoch auf dem von hohen Bäumen bestandenen Hanggelände verteilt aufgestellt.

Der Friedhof in seiner geschlossenen Ummauerung und seinem recht dichten Baumbestand strahlt eine feierliche Ruhe aus und stellt eine würdige Erinnerung an die einstigen jüdischen Mitbürger dar:

Einige Grabsteine tragen entsprechend traditionellem jüdischem Brauch ehrenvolle Inschriften, teilweise in hebräischer und deutscher Sprache. Meist stehen die hebräischen Worte:

“Hier ist begraben” am Anfang und
“Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens” am Ende.

Auch “sprechende” Symbole: Stern, Rose, Schofar (rituelle Trompete) sind zu finden

Familiennamen wie Leiter, Häutemann, Bauer, Landauer, Feigenbaum stehen auf den Grabsteinen - Berufe wie Bankier, Kaufmann, Lehrer sind genannt. Herkunftsorte sind ausser Binswangen u.a. auch Buttenwiesen

Nathan Baldauf (1847 - 1900) Er war Mitglied des Binswanger Gemeinderats
Max Miller (1860 - 1936)
Moritz Luchs (1839 - 1905)

Fotos Dietrich Bösenberg