Juden in Buchau

Bad Buchau ist ein beliebter Kurort am Federsee im südlichen Württemberg. Seine reiche Geschichte ist nicht zuletzt geprägt von der  jüdischen Bevölkerung, deren Existenz schon im 14. Jahrhundert urkundlich nachgewiesen ist. Auch spätere Erwähnungen sind bekannt, so von 1401 und 1570.

Die Juden hatten über lange Zeit ein eigenes Wohnviertel (Ghetto), wo sich auch religiöse Versammlungsräume, zunächst in Privathäusern befanden. 1730/31 wurde eine eigene Synagoge gebaut. 1839 konnte dann eine völlig neue Synagoge eingeweiht werden, die als stilistische Besonderheit ähnlich wie bei Kirchen einen Turm und ein Glockenspiel, später ersetzt durch eine richtige Glocke, aufwies.

Wie in vielen ländlichen und kleinstädtischen Regionen zogen zu Beginn des 19. Jahrhunderts viele Juden nach Buchau, wo sie zeitweise bis zu 30 % der Gesamtbevölkerung stellten. In der zweiten Hälfte des 19. Jh., nach der offiziellen Gleichstellung, ging die Zahl dann durch Ab- und Auswanderung stark zurück. Die Buchauer Juden waren in dieser Zeit erheblich am wirtschaftlichen Aufblühen Buchaus beteiligt. Sie gründeten Handelsfirmen und Fabriken vor allem auf dem Textilsektor und boten als geschätzte Arbeitgeber viele Arbeitsplätze für die Bevölkerung. Die Eltern von Albert Einstein, Hermann und Pauline Einstein, waren angesehene Unternehmer in Buchau. Von hier stammte auch Rudolf Moos, der als Lederhändler die Schuhmarke Salamander einführte.

Während er NS-Zeit wurde die jüdische Bevölkerung diffamiert und verfolgt, was zur Auswanderung vieler Menschen in alle Welt führte. Die verbliebenen Juden wurden nach und nach deportiert und ermordet, noch Anfang 1945 erfolgten Transporte in die Vernichtungslager. Nur wenige kehrten zurück, darunter Siegbert Einstein, ein Großneffe von Albert Einstein, der später auch als 2. Bürgermeister und Förderer der Wiedergutmachung tätig war. Er starb 1968 als letzter Jude Buchaus.