Der jüdische Friedhof in Gailingen

In Gailingen bestand zeitweise eine der grössten jüdischen Gemeinden in Süddeutschland. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten hier rund 1000 jüdische Einwohner, ebenso viele wie Katholiken. Die Gemeinde war seit etwa 1657 kontinuierlich gewachsen. Aus diesem Jahr datiert der erste Schutzbrief der zur Reichsritterschaft gehörenden Freifrauen von Reinach, die einigen jüdischen Familien die Ansiedlung gestatteten. Der Schutzbrief enthält auch die Zusage, einen Begräbnisplatz zur Verfügung zu stellen. Auf dem Bürgli genannten Grundstück, damals weitab von der eigentlichen Ortschaft, entstand 1676 ein Friedhof.

Auf dem Gailinger Friedhof wurden über längere Zeit auch die Verstorbenen aus den anderen jüdischen Hegaugemeinden beigesetzt - Randegg, Worblingen und Wangen. Die Bestattungen führten für die Hinterbliebenen zu bestimmten Kosten, musste doch die Gemeinde dem Grundherren ein sog. Begräbnisgeld entrichten. Auch die für die Beerdigung gegründete Bruderschaft verlangte Gebühren, für auswärtige Verstorbene sogar in doppelter Höhe.

Die genaue Zahl der in Gailingen seit 1650 bestatteten Toten ist nicht mehr festzustellen, heute sind ca. 1240 Grabsteine gezählt worden. Anfangs waren die Grabmäler wohl aus Holz hergestellt, und sind daher heute nicht mehr auffindbar. Zuletzt wurde hier im Jahre 2003 Frau Blanca Guggenheim geb. Mané bestattet, sie war die Witwe des aus Gailingen stammenden Josef Guggenheim.