Juden in Tschechien

 

Um das Jahr 1000 lassen sich die Spuren von jüdischen Kaufleuten auf dem Gebiet des heutigen Tschechien nachweisen. Es handelte sich, und das ist von einem arabischen Reisenden genau beschrieben, um polnische Gefangene, die als Sklaven in arabische Länder verkauft wurden.

Jüdische Ansiedlungen lassen sich aus schriftlichen Quellen (Cosmas in der Chronica Boemorum) im Jahre 1091 nachweisen. Die Juden waren unterhalb der Prager Burg und um Prag herum in mehreren Ortschaften angesiedelt. Prag galt als das jüdische Zentrum in Böhmen. Erst im 13. Jahrhundert entstanden größere Städte mit jüdischen Siedlungen, wie zum Beispiel in Teplitz-Schönau und Aussig.

Nach ersten frühen Verfolgungen um 1200 wurden die ersten Privilegien durch die Fürsten erlassen, die den Juden einige Bürgerrechte zugestanden. Verfolgungen wechselten mit ruhigeren Zeiten ab.

Im Jahre 1410 bekamen die Juden den Friedhof in der Prager Altstadt zuerkannt.

Auch im frühen 16. Jahrhundert unter der Herrschaft der Habsburger, blieben die Juden rechtlos. In dieser Zeit kam die Kennzeichnung der Juden durch ein Stück gelben Stoffs an der linken Brustseite, wenn man so will, einem Vorläufer des Judensterns, auf.

Die jüdische Kultur  und Wissenschaft befanden sich mit Rabbi Löw auf hohem Niveau.

Das 17. und 18. Jahrhundert war von politischen Wirren, Pestepedemien und Kriegen gekennzeichnet. Die Juden wurden verfolgt, durch Steuern geschädigt, gedemütigt und vertrieben. Am Ende des 18. Jahrhunderts waren die jüdischen Gemeinden in Böhmen dezimiert und verarmt.

Auch die Aufklärung brachte den Juden nur eine geringe religiöse Freiheit. Zwar gelangten viele Juden durch die erweiterten Handelsmöglichkeiten zu Wohlstand, sie waren aber weiterhin in ihren Rechten eingeschränkt. Die erzwungene Namensgebung unter den Habsburgern führte oft zu grotesken Hausnamen, mit denen man die Juden bewusst quälen wollte.

Unbeirrt von den äußeren Einschränkungen standen jüdische Kultur und Wissenschaft in hoher Blüte. Mehrere Vertreter der „Haskala“, der jüdischen Aufklärung, wirkten in Prag. Eine Fülle von Literatur zur Aufklärung zeugt von der regen Aktivität der jüdischen Philosophen.

Erst das 19. Jahrhundert brachte die formale Gleichberechtigung und die Aufhebung der Ghettopflicht für die Juden. Im heutigen Tschechien mit dem Zentrum Prag  entwickelte sich ein reges Kulturleben mit vielen bekannten Schriftstellern und anderen Künstlern. Das alte jüdische Ghetto wurde der Stadt als Josefstadt (Josefov) angegliedert. Bekannte jüdische Gemeinden entwickelten sich auch in Budweis, Olmütz, Karlsbad, Teplitz-Schönau und Marienbad.

Neben der Entwicklung der jüdischen Gemeinden und der Durchdringung von Wissenschaft und Kultur (Franz Kafka) entwickelte sich ein scharfer Antisemitismus, der zu einem Teil die Grundlagen der Hetzpropaganda der Hitler-Diktatur bildete.

Nach der Besetzung der Tschechoslowakei wurden fast alle Juden des „Reichsprotektorates“ im Konzentrationslager Theresienstadt interniert und danach in Auschwitz getötet. Nur etwa 11000 Juden überlebten.

Auch in der Zeit nach dem Krieg wurden die Juden unterdrückt, ihre Ersatzforderungen abgelehnt. Die meisten Juden wanderten bis 1950 im Rahmen der Alija nach Israel aus.

Heute leben etwa 3000 Juden in Tschechien.