Jüdisches Leben

Die Synagoge wurde 1771 nach den Plänen eines bekannten Baumeisters aus Bregenz im Spätbarock – klassizistischen Stil erbaut. Der Saal ist in tonnenförmigem Stil gebaut. Die Deckengemälde wiesen eine Besonderheit auf. Sie stellten nicht, wie damals üblich, abstrakte, sondern figürliche Bilder dar. Die Synagoge wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts umgebaut und mit einem Harmonium versehen.

Nach einem Großbrand 1777, der fast das gesamte Judenviertel zerstörte, wurde die Israelitengasse mit der Synagoge und einigen der heute noch vorhandenen Häuser aufgebaut.

Die  rege jüdische Kultur  beweisen auch die frühe Gründung eines Kaffeehauses in Hohenems im Jahre 1797 durch Herz Kitzinger und die Gründung einer Lesegesellschaft um 1813. In der Mitte des 19 Jahrhunderts wohnten 570 Juden in Hohenems. Die Stadt war das Zentrum jüdischen Lebens in Vorarlberg und Tirol. Mit der Niederlassungsfreiheit der Juden in Österreich zogen viele Bewohner in andere Städte, sodass die Anzahl der Juden im Jahre 1890 auf 118 und bis 1935 auf 35 Personen sank.

Das Zentrum des jüdischen Lebens verlagerte sich entsprechend in Richtung Innsbruck. 1914 zog der Hohenemser Rabbiner nach Innsbruck. Die Gemeinde dort hatte damals etwa 500 Mitglieder. Der Plan, eine Synagoge zu bauen, scheiterte jedoch zunächst und wurde erst 1993 verwirklicht.

Bereits im 17. Jahrhundert gab es in Hohenems eine jüdische Schule, die Juden konnten im Gegensatz zur christlichen Mitbevölkerung lesen und schreiben. Im Jahre 1913 wurde die Schule wegen stark gesunkener Schülerzahlen geschlossen.

Der Kern des Ortes Hohenems geht im Baubestand auf das 18. und 19. Jahrhundert zurück. Die jüdischen Bauten lassen sich noch weitgehend in der ursprünglichen Form nachweisen.

Die Synagoge ist erhalten und wird als Festsaal genutzt, auch die ehemalige Schule, die Versorgungsheime für Alte und Arme und zahlreiche andere Häuser und Villen sind noch darstellbar.

In der Nachbarschaft der Synagoge findet man kleinere Häuser, die wohl jüdischen Kleingewerbetreibenden gehörten. Daneben stehen die großen Villen der Familie Rosenthal aus dem 19. Jahrhundert. Eine strenge Trennung von jüdischen und christlichen Wohngebieten gab es im 19. Jahrhundert nicht mehr, Juden und Christen wohnten gemeinsam in den Häusern und Straßen. Das jüdische Viertel ist unter Denkmalschutz gestellt.

1986 wurde der Verein „Jüdisches Museum Hohenems“ gegründet. Seit 1991 befindet sich das Jüdische Museum in der Villa Heimann - Rosenthal. Die Stadt Hohenems hat diese Villa gekauft, um darin dem Jüdischen Museum einen Platz zu bieten.

In dem Museum werden Exponate des jüdischen Lebens in Hohenems in bemerkenswert interessanter Art dargeboten. Der Besuch des Museums ist vom ersten bis zum letzten Ausstellungsstück unkonventionell, packend und lehrreich. Es orientiert sich an den Menschen, die hier gelebt haben und zeigt uns das Leben in Hohenems, aber auch im Österreich der damaligen Zeit in einer mitreißenden  Form. Zahlreiche Details enthüllen ergreifende Schicksale. Dieses Museum ist ein unbedingtes Muss für Menschen, die an jüdischem Leben interessiert sind.

Sehenswert ist auch der Internetauftritt des Jüdischen Museums, mit weit gesteckten Aktivitäten und einem Archiv, mit einer Übersicht der Grabsteine auf dem Friedhof, einem Namensregister und einem Häuserplan des jüdischen Ortes. Der angeschlossene Bücherladen ist gut sortiert, man kann im angeschlossenen Café gemütlich ausruhen und dabei hebräisch beschriftete Kuchen genießen.