Juden in Südtirol

 

Seit jeher war Südtirol ein Durchzugsgebiet  für Völker und Heere vielerlei Herkunft. Römische Truppen und zuvor schon keltische und germanische Völkerschaften benutzten die hier verlaufenden Wege und Straßen zur Überquerung der Alpen von Süd nach Nord und umgekehrt. Parallel dazu dienten diese Verbindungen auch den Handelsbeziehungen zwischen den Regionen. Kaufleute aus vielen Ländern, zu denen bestimmt auch jüdische Händler gehörten, benutzten die nahegelegenen Alpenpässe auf dem Wege zu ihren Absatzgebieten.

Der überwiegend landwirtschaftliche Charakter Südtirols dürfte bewirkt haben, dass sich keine größeren Niederlassungen von Juden gebildet haben. Ausnahmen bildeten die wichtigen Verkehrszentren Trient und Bozen. Dort sind im Mittelalter jüdische Bewohner erwähnt, ebenso in Meran und Umgebung. Sie waren als Geldhändler gefragt, andere standen in den Diensten der Grafen und Bischöfe. In Bozen lebten 1431 fünf jüdische Familien, in Meran ist um 1475 ein Judenhaus urkundlich genannt. 
Als 1475 in Trient ein Pogrom stattfand, weil den Juden zu Unrecht ein Ritualmord an einem Kind vorgeworfen wurde, kam es zur vollständigen Ausweisung der jüdischen Bewohner der Region. Lediglich in Bozen kam diese nicht zur Ausführung, so dass noch im 16. Jahrhundert eine kleinere Anzahl Juden lebte, und auch zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert ist die Anwesenheit von Juden bekannt.

Bis 1918 hatte Südtirol zu Österreich gehört und die Betreuung der Juden im gesamten Tirol, auch südlich der Alpen, sowie in Vorarlberg, lag beim Rabbinat in Hohenems. 1905 wurde dann jedoch Meran Sitz des Rabbinats und Aaron Tänzer war der erste Rabbiner.
Erst im 19. Jahrhundert hatten die bis dahin unbedeutenden jüdischen Gemeinden in Bozen und Meran wieder zugenommen, war insbesondere Meran doch zur Kurstadt geworden, die auch jüdische Gäste anzog. Es gelang nun die Errichtung von wichtigen eigenen Einrichtungen, wie einer Synagoge, eines neuen Friedhofs, eines Sanatoriums und eines koscheren Hotels.

Die Gesamtzahl der in den italienischen Provinzen Trentino/Alto Adige lebenden Juden hatte am Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu 6000 Personen betragen. Infolge des Nazi-Terrors reduzierte sich diese Zahl auf ein Minimum und hat sich bis heute nicht richtig erholt.