Juden in Höchst im Odenwald

Wappen Höchst i. O. aus wikipedia gemeinfrei

Die Gemeinde Höchst liegt im nördlichen Odenwald und gehört zum Regierungsbezirk Darmstadt. Heute gehören diverse ehemals selbständige Orte dazu, namentlich Hetschbach, Mümling – Grumbach, Hassenroth sowie einige kleinere Dörfer. Die erste urkundliche Erwähnung von Höchst stammt von 1156. Im Mittelalter herrschten unterschiedliche Häuser, bis zur Auflösung des alten Reichs gehörte Höchst zum Fürstentum Löwenstein-Wertheim.. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges war der Ort fast ausgestorben und erholte sich nur sehr langsam.

Eine erste Erwähnung von Juden in Höchst geht auf das Jahr 1680 zurück Damals waren ca. 10 Juden in Höchst ansässig. Der Höchststand war 1871 mit 189 Juden bei einer Gesamtbevölkerung von 1850 Personen. Die Ursachen für die Zuwanderung von Juden dürfte im wesentlichen darin zu suchen sein, dass sich die Territorialfürsten und das dortige Kloster nach dem 30jährigen Krieg besonders um Einwohner bemühten, deren kaufmännische Fähigkeiten für sie von Nutzen waren. Auch in einigen Teilorten lebten im 19. Jahrhundert einige jüdische Familien.

Ab 1890 ist der Anteil der jüdischen Bürger rückläufig, was auf eine zunehmende Landflucht in die Städte sowie Auswanderung nach Amerika deutet. Dies aufgrund der großen Armut und dem bis ca. 1870 verkehrsmäßig kaum erschlossenen Odenwald.

Ab 1933/34 setzt aufgrund der Naziverfolgung eine neue Auswanderungswelle vor allem nach Palästina ein. Im März 1942 lebten nur noch 20 Menschen jüdischen Glaubensbekenntnisses in Höchst und den Nachbargemeinden Mümling-Grumbach und Hetschbach, die bis 1943 in den Konzentrationslagern der Nazis ermordet wurden.

Die jüdische Gemeinde Höchst baute 1903/4 eine neue Synagoge, ein Vorgängerbau, der vielleicht schon seit 1700 bestand, wurde abgerissen. Das von den Nazis 1938 geplünderte Gotteshaus musste später abgerissen werden. Auch Hetschbach besass seit 1833 eine eigene Synagoge, die nicht mehr existiert.

Eine besondere Persönlichkeit

Ein besonders erwähnenswerter ehemaliger Bürger der Stadt Höchst ist Hermann Kahn, geb. am 18. 09. 1878 in Dörnigheim bei Hanau. Im Jahre 1900 bewarb er sich auf die freigewordene Stelle des Religionslehrers, Kantors und Schächters in Höchst, wo er vom jüdischen Gemeindevorstand einen Arbeitsvertrag erhielt.  Überdurchschnittliche Leistungen und großer Fleiss zeichneten ihn aus. Neben dem Amt des Vorbeters und Kantors in der Synagoge hatte er auch das Schächteramt bei den jüdischen Metzgern inne. Seine schulische Tätigkeit als Religionslehrer übte er nicht nur in Höchst, sondern auch in mehreren umliegenden Gemeinden aus. In Groß-Umstadt unterrichtete er neben der Volksschule auch an der Höheren Mädchenschule und an der Höheren Realschule für Jungen.  Nicht nur bei den Juden war Lehrer Kahn geachtet und beliebt, er stellte sich auch als Dirigent beim Gesangverein „Liederkranz“ zur Verfügung, für den er zahlreiche Preise und Ehrungen holen konnte.  Diese Tätigkeit übte er bis zum Jahre 1933 aus. Noch im Jahre 1931 übernahm Hermann Kahn als 1. Vorsitzender den Höchster Bühnenverein, zahl reiche Unternehmungen in den Höchster Vereinen plante und gestaltete er persönlich.

Mit der Machtübernahme der Nazis kamen für Hermann Kahn und seine Familie harte und bittere Zeiten in Höchst. Nach der sog. Reichskristallnacht, als der Ort seines Wirkens, die Synagoge, zerstört  sowie sein Wohnhaus verwüstet und ausgeraubt wurde, verließ er fluchtartig mit Frau und Kindern die Stadt Höchst, um bis 1939 bei Freunden in Frankfurt unterzutauchen.  Noch im gleichen Jahr erreichte er mit seiner Familie New York, wo er bis 1963 lebte. 1962 schrieb ihm ein Höchster Bürger, um Adressen von seinen in den USA lebenden Schulkameraden zu erfahren. Erstmals wieder seit 1939 entschloss sich H. Kahn aus „Höflichkeitsgründen“ dem Ersuchen stattzugeben, wenngleich er in diesem kurzen Antwortschreiben seiner tiefen Enttäuschung über viele seiner früheren nichtjüdischen Mitbürger Ausdruck verlieh.

 

Juden in Höchst i.O.

Der Friedhof in Höchst i.O.

Quellen und Literatur Höchst  i.O.

Juden in Hessen