Judenkiewer Spandau

Grabstein

 

Die älteste bekannte Begräbnisstätte der Juden in  Berlin ist der Judenkiewer Spandau. Kiewer leitet sich sehr wahrscheinlich von dem jüdisch/hebräischen Begriff „kejwer“ = Grab ab.

Ausserhalb Spandaus gelegen sind die ersten Grabstellen 1344 urkundlich belegt. 
„Es handelt sich dabei um einen Platz, der den Juden von der Stadt Spandau ausserhalb der Stadtmauern zur Verfügung gestellt wurde. Dies mussten für die Nutzung einen Preis von einem Schock und 13 Groschen zahlen, ausserdem eine Bestattungsgebühr und einen Durchfahrtzoll für ihre Toten.“ (aus wikipedia)       [1 Schock= 5 Dutzend, 1 Dutzend = 12 Stück]

Die Ansiedlung von Juden in der Gegend um Spandau ist jedoch wesentlich älter, wie Grabsteine belegen, die bei Arbeiten an der Zitadelle Spandau ausgegraben wurden. Diese Steine tragen Inschriften aus den Jahren 1244 – 1474. An diesen Steinen ist erkennbar, dass nicht jedem Steinmetz die hebräischen Schriftzeichen bekannt waren. Einige der Inschriften enthalten Zeichen die keine Bedeutung haben oder den entsprechenden Zeichen nur ähnlich sind. Es wird vermutet, dass die Juden die Grabinschriften vorzeichneten und diese von dem jeweiligen Steinmetzt nur unzureichend und somit nicht korrekt übertragen wurden.

1510 wurden die Juden auf Grund des sogenannten „Hostienprozesses“ aus der Mark Brandenburg vertrieben. Vorwurf und Grund für Verurteilung und Vertreibung: Juden sollen geweihte Hostien aus einer Dorfkirche gestohlen und verkauft haben. Erst etwa 30 Jahre später konnten sich Juden wieder in der Mark ansiedeln. Ende der 1560er Jahren stand die nächste Vertreibung an.

Während der Zeit der Vertreibung wurden die jüdischen Friedhofe aufgelassen und die Grabsteine als Baumaterial zur der Errichtung der Zitadelle verwendet. Bei Bauarbeiten an der Zitadelle wurden ca. 1955 wurden die ersten Grabsteine wieder entdeckt. Weitere 70 Grabsteine wurden 1987 bei Renovierungsarbeiten gefunden.

Diese Grabsteine sind seltene historische Dokumente, die Rückschlüsse auf die Besiedlung der Mark Brandenburg durch die Juden belegen.

Fotos Helmut Fleischhacker