Der jüdische Friedhof von Kleinbardorf

Im Hintergrund das Tahara Haus * Fotos : Norbert Brinkmann, Frankfurt

 

Der ehemalige jüdische Bezirksfriedhof liegt in 415m Höhe südlich von Kleinbardorf auf einer früher als Wartberg bekannten Erhebung, die heute Judenhügel heißt. An diesem exponierten Ort wird ursprünglich eine frühgeschichtliche keltische Wallanlage vermutet.
Das Areal hat die Form eines langen Rechtecks. Man erreicht es nach knapp 600m beschwerlichen Aufstiegs, auf dem 100 Höhenmeter überwunden werden müssen. Man kann sich leicht vorstellen, welche Mühsal in früheren Zeiten der Beerdigungsgang auf unbefestigtem Weg bedeutet hat. Den Haupteingang erreicht man im Südwesten des Friedhofs. Hinter dem Eingang steigt das Gelände weiter um etwa 20m an bis zum zweiten Tor im Nordosten. Zwischen beiden Toren wird das Gräberfeld von einem öffentlichen Wanderweg durchmessen. Die Grabsteine sind nach Osten ausgerichtet. Rechts hinter dem Eingang befindet sich eine Abteilung mit Gräbern für Frauen, die im Zuge einer Entbindung gestorben waren.1)  Der Friedhof wurde zuerst rechts des Weges von der Nordostseite her belegt. Die meisten Steine dort sind bereits versunken. Die neuesten Steine stehen kurz hinter dem Haupteingang links des Wegs. Das Gelände ist mit einem Maschendrahtzaun umgeben. Die beiden Tore sind schlicht.

Auf dem Friedhof ist auch die Tahara-Halle erhalten und restauriert. Die Tahara-Halle ist ein Waschhaus für die rituelle Reinigung der Toten. Über dem Portal befindet sich eine Steintafel mit der Inschrift „Dieses Totenwaschhaus hat der hoch... Vorsteher, unser Herr Josef (Jospe) aus Neustadt machen lassen von seinem Taschengeld. Dienstag, den 9. Cheswan 1696 (456)“. Der Betreuer des Friedhofs, Herr Erwin Hermann, hat sie dort wieder anbringen lassen.2)
Vor dem Haupteingang befindet sich eine große Hinweistafel.


Bereits seit 1574 wurde der Wartberg als Bestattungsort genutzt.3) Die Toten der jüdischen Gemeinden aus weiter Umgebung wurden hier beerdigt. Erst im 19.Jh. entstanden in einigen dieser Gemeinden eigene Friedhöfe. Die letzte Bestattung fand 1938 statt. Auf dem Gräberfeld befanden sich 1987 noch ca. 4400 Grabsteine.4) Die meisten sind stark verwittert und nicht mehr zu entziffern.


Schändungen des Friedhofs erfolgten 1925, 1957, 1977 und natürlich in der NS-Zeit.5)
Kleinbardorf ist die zweitgrößte jüdische Begräbnisstätte in Bayern nach München.

 

 

Fotos : Norbert Brinkmann, Frankfurt

Bilder von Einzelsteinen

Fotos: Ruth Knester, Ilvesheim