Juden in Ulm

Münster
Ulmer Münster - wikipedia - Autor Richard Mayer CC BY 3.0

Die ehemals Freie Reichsstadt Ulm hat eine lange, wechselvolle Geschichte. Ihre Lage an der Donau und mehreren Einmündungen anderer Flüsse hat schon im frühen Mittelalter dazu geführt, dass sich Handel und Handwerk kräftig entwickeln konnten. Sie bilden die Grundlagen für die Bedeutung der Stadt bis zum heutigen Tag. Auch Kunst, Kultur und Wissenschaft hatten von je her ihren Platz, was nicht zuletzt vom berühmten gotischen Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt verkörpert wird.

Juden haben seit dem Mittelalter in Ulm gelebt. Erwähnung als Steuerzahler (1241) und ein erhaltener Grabstein von 1243 weisen auf das Existieren einer Gemeinde hin. Im Pestpogrom 1349 wurde das Wohngebiet der Juden niedergebrannt, einige Jahre später wurden Synagoge und Friedhof zurückgegeben.
Im 14. und 15. Jahrhundert hatten die Juden in Ulm große wirtschaftliche Bedeutung, was jedoch den Neid und Widerstand der einheimischen Handwerker und Kaufleute hervorrief. Beschränkungen für das tägliche Leben der Juden nahmen zu und erhebliche Sondersteuern erschwerten immer mehr die Existenz der jüdischen Bevölkerung. 1499 wurden schließlich die letzten noch verbliebenen jüdischen Familien definitiv ausgewiesen.

Erst 1803 erhielten die Juden wieder Niederlassungserlaubnis, sie stießen jedoch weiterhin auf Misstrauen und ein judenfeindliches Klima in der Stadt. 1856 bildete sich wieder eine Gemeinde, die aus kleinen Anfängen innerhalb weniger Jahrzehnte auf 667 Personen (1886) anwuchs. Jüdische Unternehmer gründeten Handelsfirmern, Fabriken und Handwerksbetriebe in großer Zahl. Eine prachtvolle Synagoge in maurischem Stil entstand 1873 einschließlich eines Gemeindehauses mit allen nötigen Einrichtungen. Leider wurde sie 1938 im Novemberpogrom zerstört und anschließend abgerissen.
Die letzten noch nicht ausgewanderten Juden wurden 1942 aus Ulm in die KZ und Vernichtungslager deportiert.

Ende 2012 wurde auf dem Weinhof die neue Synagoge eingeweiht, ein moderner, schlichter Bau. Er steht ganz in der Nähe der Stelle, wo die 1938 zerstörte Synagoge stand.

 

Zu den Friedhoefen von Ulm

Zu Quellen und Literatur

Zurück zu den Friedhöfen in Südwürttemberg